Die schlechten Nachrichten aus wirtschaftlicher Sicht zuerst: In Deutschland gibt es immer mehr ältere Menschen und zunehmend weniger Junge. Für die Rentenkasse ist das ein Problem. Denn: In Deutschland funktioniert die gesetzliche Rentenversicherung mit dem Umlageverfahren. Bedeutet: Arbeitnehmer zahlen Beiträge in die Rentenkasse ein, welche fast umgehend von der Rentenversicherung an die Rentner ausbezahlt werden. Das Geld wird nicht angelegt, vermehrt sich nicht und die Rentenversicherung hat nur eine kleine Rücklage von etwa ein bis zwei Monatszahlungen. Laut dem Statistischen Bundesamt gab es in Deutschland im Jahr 2019 ganze 51,8 Millionen Menschen zwischen 20 und 66 Jahren. Das sind die potentiell Erwerbstätigen. Über 67 Jahre waren in Deutschland 2019 ganze 16,1 Millionen. Das sind in dem Fall in etwa die Rentner.
So, aber schon 2030 soll es nur noch 48,4 Millionen Menschen zwischen 20 und 66 Jahren geben und dafür 19,0 Millionen über 67 Jahren. Und im Jahr 2050 sind es bereits 21 Millionen über 67 Jahre und nur noch 43,2 Millionen Menschen zwischen 20 und 66. (Nachzulesen ist das alles unter folgendem Link: https://service.destatis.de/bevoelkerungspyramide/index.html#!y=2050 (Stand Juni 2020).
Wir sehen also, dass immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Rentner bezahlen müssen. Dabei steuert der Deutsche Staat heute schon Milliarden an Steuergeldern zur Rentenkasse bei, weil das System bereits im Jahr 2020 nicht mehr funktioniert. Im Jahr 2020 soll der Bund bereits etwas mehr als 70 Milliarden Euro nur an die Rentenkasse bezahlen. Das ist mehr als ein Fünftel des gesamten Bundeshaushalts. Es sieht also wirklich nicht gut aus für die gesetzliche Rente.
Dabei lautete das Kapitel doch: Keine Angst vor der Altersarmut. Und das ist richtig. Aber nur, wenn man es auch richtig anstellt. Ich denke, die gesetzliche Rente in Deutschland ist sicher. Aber sie ist schweineteuer und wird in zehn oder 20 Jahren für viele Menschen nicht mehr zum Leben reichen. Zum Überleben vermutlich schon. Die Rente ist also sicher – aber ihre Höhe ist es nicht.
Deswegen ist es einfach ganz wichtig, die gesetzliche Rente aufzustocken. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, welche wir uns in den nächsten Abschnitten angucken werden. Und auch wenn du kein Arbeitnehmer bist, sondern Selbstständiger, dann wirst du einige wichtige Dinge zu deiner Altersvorsorge lernen. Denn dann ist es fast noch wichtiger, dass du dich möglichst früh damit beschäftigst.
Dabei möchte ich anmerken: Die Altersvorsorge ist ein sehr kompliziertes, breites und individuelles Thema. Ich gebe hier nur einen kleinen Überblick und habe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es kann sein, dass du ganz anders noch viel besser vorsorgen kannst als so, wie ich es hier beschreibe. Spreche dazu auch mit Experten, lasse dich beraten und sammle deine eigenen Informationen. Bei mir bekommst du einfach einen kleinen Überblick über das Thema.
Also, lass uns mal einen Blick auf das drei Säulen-Prinzip bei der Altersvorsorge werfen:
Grundsätzlich funktioniert die Altersvorsorge für uns mit drei Komponenten:
Jetzt werden wir sehen, was es mit den drei Säulen auf sich hat und wie man am besten alle drei Säulen aufbaut und absichert.
Durch diese Dreiteilung soll man sich gut absichern, sodass man im Alter nicht unter der Altersarmut leiden muss. Doch das ist insgesamt gar nicht so einfach. Wichtig ist es deshalb, früh genug damit zu beginnen. Warum? Das sehen wir im folgenden Kapitel.
Die Zeit ist einfach der wichtigste Faktor. Sogar noch wichtiger als das Geld, welches du in deinem Leben verdienen wirst. Denn wenn du viel Zeit hast, brauchst du wenig Geld. Aber wenn du wenig Zeit hast, benötigst du eine große Menge Geld, um deine Ziele zu erreichen.
Deswegen ist es einfach ratsam, so früh wie möglich mit deiner Altersvorsorge zu beginnen. Wenn du Angestellter bist und mit deinem Arbeitsleben beginnst, so zahlst du ab dann ja auch in die Rentenkasse ein. Wenn du Beamter bist, ist das etwas anders, aber auch hier sammelst du ja dann schon Pensionsansprüche. Als Selbstständiger sollte man sich auch mit Aufnahme der Tätigkeit direkt um seine Altersvorsorge kümmern.
Für die Angestellten empfiehlt es sich dann auch, über die betriebliche Altersvorsorge nachzudenken. Am besten auch hier so früh wie möglich, wenn man denn eine haben will. Denn auch hier gilt natürlich: Man muss sich immer den individuellen Fall angucken. Wenn du dich für eine betriebliche Altersvorsorge interessierst, dann solltest du schauen, was dir dein Arbeitgeber bieten kann. Rechne für dich durch und überlege, ob das für dich passt. Frage auch bei der Verbraucherzentrale oder anderen Experten nach, ob sich das lohnt. Für Selbsrtständige können sich hier Berufsnetzwerke eignen, welche verschiedene Sozial- und Rentenleistungen bieten können.
Und vor allem der private Part – also die dritte Säule – ist vom Zeitfaktor betroffen. Denn je länger du hier den Zinseszins für dich arbeiten lassen kannst, desto besser ist es. Da machen wir jetzt gleich mal ein paar Vorschläge. Für mich besteht der private Part darin, selbst sein Geld zu sparen und anzulegen. Hier kann man auch private Rentenversicherungen, Riester-Verträge und Rürup-Verträge mitaufzählen. Da ich aber schon in die gesetzliche Rentenversicherung einzahle und eine betriebliche Altersvorsorge habe, möchte ich in der dritten Säule die größtmögliche Flexibilität und spare hier auf eigene Faust. Das mache ich vor allem mit ETF-Sparplänen.
Zudem gibt es zu privaten Rentenverträgen, Riester und Rürup immer auch wieder viel Kritik bezüglich der Kosten und Wirksamkeit. Deswegen sollte man sich die Verträge immer genau angucken, sich die Förderungen, die es seitens der Politik gibt auch durchrechnen und alles in sein Gesamtkonzept miteinbeziehen. Mann kann nicht sagen, dass es sich auf keinen Fall lohnt. Aber man kann eben auch nicht sagen, dass es sich für jeden lohnt. Für mich spielen deswegen meine Sparpläne eine wichtige Rolle. Bereits in meinen Büchern findest du einige Grafiken bezüglich des Zinses-Zins-Effekts und warum es sinnvoll ist, so früh wie möglich zu starten. Das möchte ich hier nicht mehr wiederholen. Ich möchte nur zeigen, welche Renditen oder wie viel Geld man braucht, um verlorene Jahre wieder zu bekommen.
Schauen wir uns dafür mal zwei Rechnungen an, die ich aufgestellt habe. Unser Ziel ist es, für die Rente 100.000 Euro anzusparen.
Startalter verbleibende Zeit jährliche Zahlungen durchschnittliche Rendite pro Jahr Einzahlungen
25 40 800 5 Prozent 32000
35 30 1450 5 Prozent 43500
45 20 3000 5 Prozent 60000
55 10 7600 5 Prozent 76000
In dieser Tabelle sehen wir, wie viel Geld wir brauchen, wenn wir erst spät anfangen. Die Prämisse war, dass wir von fünf Prozent Rendite im Jahr ausgegangen sind. Mit diesem Wert kann man durchaus rechnen und muss auch kein exorbitantes Risiko eingehen. Wir sehen, dass ein 25-Jähriger nur rund 800 Euro im Jahr braucht, um nach 40 Jahren 100.000 Euro angespart zu haben. Das Gute daran ist: Der 25-Jährige hat nur 32.000 Euro eingezahlt. Die restlichen 68.000 Euro sind der Gewinn. Bei einem 45-Jährigen sieht das schon schlechter aus. Es ist noch lange nicht zu spät, doch der 45-Jährige muss bereits 3000 Euro im Jahr anlegen und bekommt bei einer jährlichen Rendite von fünf Prozent „nur“ 40.000 Euro Gewinn.
Hier zeigt sich also, dass es sich besonders lohnt, früh anzufangen. Und das ganze zeigt sich auch auf der Risiko-Seite. Denn nun schauen wir mal, wie viel Gewinn man braucht, wenn der Geldbetrag festgesetzt ist. Wenn man also nicht beliebig viel Geld zur Verfügung hat, sondern das meiste daraus machen muss:
Startalter verbleibene Zeit jährliche Zahlungen benötigte Rendite pro Jahr Einzahlungen
25 40 1200 3,3 Prozent 48000
35 30 1200 6 Prozent 36000
45 20 1200 13 Prozent 24000
55 10 1200 40 Prozent 12000
Hier sehen wir, dass man nur 100 Euro im Monat zur Verfügung hat. Um seine Ziele (100.000 Euro zum Renteneintritt) zu erreichen, braucht ein 25-Jähriger nur 3,3 Prozent pro Jahr. Das ist locker drin. Auch die sechs Prozent für den 35-Jährigen sind gut machbar. Bei den 13 Prozent für den 45-Jährigen wird das schon sehr schwer. Dazu müsste man 20 Jahre voll auf Wachstumsaktien gehen und hier ein gutes Händchen beweisen. Und die 40 Prozent für den 55-Jährigen sind fast nicht möglich. Dazu müsste man derart gut in Startups oder riskante andere Geschäfte investieren, um das zu erreichen. Anmerkung: Wir gehen von einem Renteneintritt mit 65 Jahren aus, weil sich das aufgrund der runden Zahlen etwas einfacher berechnen lässt.
Wer früh anfängt, der braucht also nur wenig Geld und wenig Risiko, um ein entspanntes Rentendasein zu genießen.
Jetzt hatten wir in dieser Lektion schon viele Zahlen und Fakten zur Rente. Wie gesagt deckt das sicherlich nicht alles ab, was du für deinen Ruhestand wissen musst. Aber es ist ein Anfang und sollte dir dazu dienen, dich noch näher mit dem Thema auseinanderzusetzen und dir noch mehr Infos selbst zu besorgen. In meinem ersten Buch: „Kleingeldhelden – Wie wir mit wenig Geld viel erreichen können“, kannst du dir noch weitere Infos zur Rente holen. Sprich auch nochmal mit anderen Experten über deine Ruhestandsplanung.
Nun will ich noch ein paar Worte der Motivation an dich richten. Nach den ganzen Zahlen und Fakten sollte man nämlich jetzt nicht die Lust an der Ruhestandsplanung verlieren. Denn diese ist ganz wichtig. Es ist sehr wichtig, sich um seine Rente zu kümmern und schon möglichst früh damit anzufangen. Denn dann kann man mit wenig Aufwand sehr viel erreichen. Je näher du deinem Renteneintrittsalter kommst, ohne dass du dich gut auf deinen Ruhestand vorbereitet hast, desto schwerer wirst du es haben, deine Ziele zu erreichen. Und desto belastender wird das Ganze. Kümmerst du dich hingegen früh genug darum, dann kannst du dir viele Sorgen sparen.
Nichtsdestotrotz sollte man auch sein heutiges Leben nicht außer Acht lassen. Denn die Altersvorsorge kostet. Sie kostet viel Geld, welches dir dann im Leben vor dem Ruhestand fehlt. Deswegen gilt es, ein gutes Gleichgewicht zwischen der Ruhestandsplanung und deinem jetzigen Leben zu finden: Bedeutet: Du solltest etwas für den Ruhestand sparen, aber auch dein Leben heute genießen. Wenn dir drei Rentenverträge heute das Geld aus der Tasche ziehen, und du heute nicht genügend Geld hast, um anständig zu leben, dann ist das nicht das gewünschte Ergebnis. Denndein Leben soll ja insgesamt unbeschwert sein.
Wichtig ist jetzt abschließend also: Plane deinen Ruhestand frühzeitig. Fange früh genug an und setze neben der gesetzlichen Rente vielleicht auch noch auf die betriebliche Altersvorsorge und auch die private Säule. Wenn du Selbstständiger bist, dann ist es noch wichtiger, dich gut auf den Ruhestand vorzubereiten. Dafür gibt es verschiedene Modelle. Informiere dich ausführlich über die Rente und spreche auch mit verschiedenen Experten darüber. Finde ein Gleichgewicht zwischen einer sehr guten Vorsorge und deinem jetzigen Lebensstandard. Denn dann musst du dir kaum Gedanken über die Rente machen. Dann kannst du dein Leben und einen reichen Lebensabend genießen.
Mache weiter in Lektion 5: Mache mehr aus deinem Geld
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